Das ESG-Team vom thyssenkrupp Lenkungsgeschäft im Interview

Das Team ESG Sustainability wurde Anfang 2023 etabliert und forciert klimaneutrales Wirtschaften beim Lenkungsgeschäft von thyssenkrupp. V.l.n.r.: Julien Becker, Tobias Danner, Andrea Obweger und Magdalena Kunz am Standort Eschen, Liechtenstein.

Das Team ESG Sustainability wurde Anfang 2023 etabliert und forciert klimaneutrales Wirtschaften beim Lenkungsgeschäft von thyssenkrupp. V.l.n.r.: Julien Becker, Tobias Danner, Andrea Obweger und Magdalena Kunz am Standort Eschen, Liechtenstein.

Warum braucht die Presta überhaupt ESG?

Magdalena: ESG steht für betriebliche Standards betreffend Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance). Diese Themen werden für den Kapitalmarkt immer wichtiger. Ohne ESG-Ratings und offizielle Nachhaltigkeitsberichte würden sich Investoren und Banken zurückziehen. Wer darauf nicht reagiert, geht ein unternehmerisches Risiko ein. Deshalb müssen auch wir verantwortungsvoll und nachhaltig handeln. Aber auch, weil wir es unseren Kindern schulden.

Welche Inhalte spielen hierbei eine konkrete Rolle?

Andrea: Nachhaltigkeit ist bereits ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Als Lenkungsgeschäft von thyssenkrupp wollen wir weltweit innovative Produkte, Technologien und Dienstleistungen anbieten, die zum nachhaltigen Erfolg unserer Kund:innen beitragen.

Gemeinsam mit unseren Kund:innen blicken wir in die Zukunft und beziehen sowohl wirtschaftliche als auch ökologische und soziale Aspekte in unsere Entscheidungsprozesse mit ein. Die Grundlage dafür ist eine 360-Grad-Sicht auf unsere Wertschöpfungs- und Produktionsketten. So verbessern wir unsere Leistung und stärken die Zukunft unseres Unternehmens.

Stehen denn auch gesetzliche Bestimmungen dahinter?

Tobias:  Absolut. Der europäische "Green Deal" zum Beispiel zielt darauf ab, bis 2050 Klimaneutralität in Europa zu erreichen. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen bereits um 55 Prozent reduziert werden. Der europäische "Green Deal" umfasst soziale, ökologische und wirtschaftliche Faktoren und zielt auf nachhaltiges Wachstum ab. Wir sind in der Europäischen Union tätig und von den anstehenden Anforderungen im Klimaschutz betroffen. Das gilt natürlich auch für die Gesetzgebung in anderen Ländern, in denen wir tätig sind.

So will Deutschland mit dem "Gesetz über den Klimaschutz" bis 2045 treibhausgasneutral werden, während die Schweiz mit dem "Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit" vom Juni 2023 bis 2050 das "Netto-Null-Ziel" erreichen will. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind sich einig, dass der Ausstoss von Treibhausgasen begrenzt werden muss, um schwerwiegende und unumkehrbare Veränderungen des Klimasystems zu verhindern. Wie dies geschehen soll, wird jedoch kontrovers diskutiert. Politische Instrumente sind EU-Verordnungen und EU-Richtlinien oder nationale Gesetze, oft in Verbindung mit Anreizinstrumenten wie Subventionen. Dazu gehört auch die viel diskutierte CO2-Bepreisung. Sie soll Anreize schaffen, Emissionen einzusparen.

Und wer kontrolliert das?

Tobias: ESG-Ratingagenturen bewerten das Engagement eines Unternehmens für nachhaltiges Wirtschaften. Die Bewertungsergebnisse, sogenannte Scores, ermöglichen Transparenz und Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens in Bezug auf ökologische, soziale und Governance-Faktoren. Als Konzern verfügt thyssenkrupp unter anderem über Ratings von CDP, MSCI, Sustainalytics und Ecovadis. Aufgrund seiner Verantwortung ist thyssenkrupp Mitglied bei econsense und unterstützt den UN Global Compact.

Die Bewertungen der Rating-Agenturen sind ein wertvolles Feedback zu unserer Nachhaltigkeitsleistung. thyssenkrupp berichtet als Konzern mit Industrie- und Technologiegeschäften vollständig integriert im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Wie erreichen wir denn Nachhaltigkeit?

Julien: Nachhaltigkeit ist ein fester Bestandteil unserer Konzernstrategie, die auch zum Ziel hat, mit unseren Produkten, Technologien und Dienstleistungen zum nachhaltigen Erfolg unserer Kund:innen beizutragen. Das heisst, eine saubere Wertschöpfungs- und Produktionskette zu gewährleisten. Dafür haben wir uns konkrete Ziele gesetzt klimaneutral zu werden. Ausserdem ist die Kommunikation und das Monitoring dabei sehr wichtig, wie auch die Schulung unserer Mitarbeitenden.

Was sind die konkreten Ziele?

Andrea: Der gesamte thyssenkrupp Konzern hat konkrete Klimaziele definiert: 30 Prozent weniger eigene CO2-Emissionen und Emissionen aus eingekaufter Energie bis 2030 (Scope 1 und 2) im Vergleich zu 2018. 16 Prozent weniger CO2-Emissionen in der vor- und nachgelagerten Lieferkette (Scope 3) bis 2030 im Vergleich zu 2018. Die unabhängige Wissenschaftsorganisation Science Based Targets Initiative (SBTi) hat dieses Ziel als ambitioniert und im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen anerkannt. Nur wenige produzierende Industrieunternehmen erreichen dieses Ziel.

Das Business Segment Automotive hat sich noch ehrgeizigere Ziele gesetzt: Bis 2024 wollen wir an allen Standorten in Scope 1 und 2 klimaneutral sein, bis 2035 in Scope 3. Dies schliesst auch Kompensationsmassnahmen ein.

Im Rahmen der strategischen Ausrichtung des Lenkungsgeschäfts sind wir dabei, detaillierte Nachhaltigkeitsziele zu definieren und in das "House of Strategy" und die "Strategie 2030" zu integrieren. Denn klar ist: Nachhaltigkeit ist definitiv angekommen, um zu bleiben. Nicht nur unsere Shareholder, sondern auch unsere Kund:innen stellen immer spezifischere Anforderungen an uns. Deshalb der Impuls an alle Mitarbeitenden: Packen wir es gemeinsam an und bringen wir uns ein!

ESG Ansatz von thyssenkrupp Steering